4.7 Zahngesundheit

Karies ist eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Die Kariesprävention in den letzten 30 Jahren war erfolgreich, es liegen aber bei der Karieshäufigkeit im Kindes- und Jugendalter grosse sozioökonomische Unterschiede vor.

Die Zahngesundheit hat in der Schweiz traditionell einen hohen Stellenwert. In Folge der gesamtschweizerischen Einführung der Zahnprävention im Kindesalter in den 1960er-Jahren nahm die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen bis 2000 deutlich zu (siehe Kapitel Gesundheitsförderung und Prävention). Lag der durchschnittliche DMFT-Wert bei den 14-Jährigen 1964 noch bei 12,5, war es 2009 noch 1,31, was einer Reduktion von 90% entspricht (Steiner et al., 2010). Der DMFT-Wert gibt an, wie viele Zähne entweder kariös sind («decayed»), aufgrund von Karies fehlen («missing») oder bereits eine Füllung haben («filled»). Ein Wert unter 1,2 wird als sehr gut betrachtet.

     Die klassische Zahnprävention beinhaltet über Mütter- und Väterberaterinnen die frühe Sensibilisierung der Eltern kleiner Kinder oder Vergabe von Kinderzahnbürsten, die Benutzung von fluoridhaltiger Zahnpasta sowie Kindergarten- und Schulbesuche zur Förderung der Zahnhygiene. Die Schulbesuche werden in den allermeisten Gemeinden nach wie vor durchgeführt (Menghini, 2009).

     Wenngleich sich ein tiefer DMFT-Wert gehalten hat, wurde ebenso wie in anderen euro­päischen Ländern eine Zunahme von Karies im Milchgebiss und im bleibenden Gebiss von Kindern beobachtet (Calvet et al., 2013; Krause et al., 2018). So hatten im Kanton Zürich 13% der Zweijährigen (Daten der Stadt Zürich, 2003), 45% der Fünfjährigen (Daten aus Winterthur 2001) und 36–50% der Siebenjährigen (Gemeinden und Stadt Zürich 2005, 2006) ein kariöses Gebiss, in Basel-Land wiesen 2011 60% der 15–16-Jährigen ­Karies auf (Menghini & Steiner, 2017; Waltimo, 2012). Ähnlich liegt bei 11,4% der deutschen Dreijährigen ein Behandlungsbedarf vor und 2,3% hatten ein saniertes Gebiss (Krause et al., 2018). In Frankreich zeigten 2006 56% der 12-Jährigen keine Karies (Calvet et al., 2013). Niedrigerer Sozialstatus und Migrationshintergrund wurden sowohl im Ausland als auch in der Schweiz als Risikofaktoren identifiziert; Risikofaktoren bilden z. B. zuckerhaltige Ernährung oder Dauer-Schöppeln (Kraljevic,Filippi & Filippi, 2017).

            Karies ist somit eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Die orale Gesundheit ist nicht nur für ein lebenslanges gesundes Gebiss relevant, sondern beeinträchtigt allgemein die Gesundheit in der Kindheit (Sheiham, 2006) und wird in Zusammenhang mit der Entwicklung chronischer Erkrankungen im Lebensverlauf gebracht (Cotti et al., 2011).