12.3 Datenlücken zu Gesundheitszustand und -versorgung

Die Informationen über den Gesundheitszustand von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz sind gegenwärtig lückenhaft. Daten zum Mass des Einflusses struktureller und verhaltensbezogener Einflussfaktoren, zu den Entwicklungsschritten beim Aufwachsen oder zum Vorliegen von Behinderungen fehlen fast ganz. Die Datenlage ist insgesamt unvollständig und sehr heterogen. Dank einiger etablierter medizinischer Register, repräsentativer Studien oder dem neonatalen Screening liegen für manche Erkrankungen oder Gesundheitsrisiken qualitativ hochwertige Daten zu Häufigkeit, Verlauf und Behandlung vor. Ansonsten stehen solche Angaben oft nur regional, selten für alle Altersgruppen und auch nicht aufgeschlüsselt nach Einflussfaktoren wie Bildung oder Einkommen der Eltern zur Verfügung. Einige Datenbestände sind auch nicht oder nur kostenpflichtig für die Forschung zugänglich.

     Daten zu verhaltensbezogenen Gesundheitsrisiken existieren bei den 11- bis 25-Jährigen aus Befragungen, bei jüngeren sind sie sehr selten. Auch für die Gesundheitsversorgung ist die Datenlage teilweise ungenügend: Im Bereich der kurativen Versorgung fehlen Daten zu stationären Versorgungskapazitäten, zur psychologischen Psychotherapie (Versorgungsdichte und Inanspruchnahme) und zum Arzneimittelverbrauch. Zur Inanspruchnahme der Angebote im Bereich Prävention liegen mit Ausnahme der Impfquoten kaum Daten vor; auch Zahlen zu Schwangerschaftskontrollen oder pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen fehlen auf Ebene Gesamtschweiz. Datenlücken gibt es schliesslich auch zu Angeboten, die auf kantonaler oder kommunaler Ebene geregelt und finanziert werden (etwa schulische Gesundheitsdienste, Sonderpädagogik, Mütter- und Väterberatungsstellen; siehe Kapitel Gesundheitsversorgung).

     Soll Gesundheitsberichterstattung als evidenzbasiertes Steuerungsinstrument verwendet werden, gibt es keine Alternative zur Verwendung bevölkerungsbezogener Daten. Die politischen Entscheidungsträger müssen unter Abwägung verschiedenster Faktoren bestimmen, welche Bevölkerungsteile im Fokus stehen und welche Daten vorrangig ergänzt werden sollen (Viergever et al., 2010).