Gesundheitsverhalten und digitale Medien

Die Themen der Kapitel Gesundheitsverhalten und Digitale Medien: Chancen und Risiken für die Gesundheit sind Grundlage für viele Interventionen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention. Wiederum muss festgestellt werden, dass die Daten bezüglich der jüngsten Kinder spärlich sind. Zum Bereich der digitalen Medien wurde im Rahmen des Berichts eigens eine Studie in Auftrag gegeben, um Aussagen über einen potenziellen Zusammenhang zwischen der Gesundheit und der Nutzung digitaler Medien für die jüngste Altersgruppe machen zu können (siehe Obsan-Bericht 03/2020 von Bernath, Waller & Meidert).

     Zu Fragen der Ernährung kann beobachtet werden: Die Stillpraxis in der Schweiz entspricht grösstenteils den WHO-Empfehlungen. Hingegen wird die Schweizer Empfehlung, mindestens fünf Portionen Früchte und Gemüse täglich zu essen, nur von einer Minderheit der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfüllt. Den Empfehlungen bezüglich Bewegung genügen die 6- bis 10-Jährigen überwiegend, die 11- bis 16-Jährigen häufig nicht. Junge Erwachsene geben meistens an, körperlich aktiv zu sein – ­verlässliche Zahlen liegen aber keine vor.

     Die Schlafzeit vor einem Schultag liegt bei den 14- bis 15-Jährigen bei etwa acht Stunden. Jugendliche und junge Erwachsene geben jedoch oft Schlafstörungen an. Das Jugendalter kennt grosse körperliche und psychosoziale Veränderungen. Es ist vor allem dieses Alter, in dem allenfalls angefangen wird, mit psychoaktiven Substanzen zu experimentieren (Alkohol, Tabak, andere). In den letzten Jahren ist bei Jugendlichen der Trend, psychoaktive Substanzen zu gebrauchen, zum Teil abnehmend: So geht seit 2002 der Anteil der Jugendlichen zwischen 11 und 15 Jahren, die mindestens einmal wöchentlich Zigaretten rauchen, wie auch der Anteil derjenigen, die einmal wöchentlich Alkohol trinken, tendenziell zurück.

     Erwartungsgemäss ist auch die Art der Nutzung digitaler Medien altersabhängig: ­Beginnt sie mit Fernsehen und Hörspielen im Vorschulalter, so beobachtet man vorwiegend Internet- und eigene Smartphone-Nutzung spätestens ab der Oberstufe. Digitale Medien können bestimmte gesundheitliche Auswirkungen haben, jedoch sind viele wissenschaftliche Ergebnisse nicht eindeutig und mit Zurückhaltung zu interpretieren. Beim Gebrauch von digitalen Medien sind Bewegungsmangel und Übergewicht, muskuloskelettale Beschwerden, kurzfristige Augenprobleme und Schlafstörungen möglich.

      In Bezug auf Stress und Entwicklung wurden positive und negative Effekte beobachtet. Exzessive Mediennutzung scheint mit Einsamkeit und Depression einherzugehen, dabei spielen auch Cyberbullying-Attacken eine Rolle. Gewaltdarstellungen in den digitalen Medien können zu Aggression beitragen, jedoch ist es unklar, ob diese Aggression zu realer Gewalt führt. Weitere Untersuchungen zum Einfluss digitaler Medien auf die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen könnten in Zukunft in diesen wichtigen Aspekten Klarheit bringen.