Diskussion – Handlungsempfehlungen

Der Bericht empfiehlt in sechs Bereichen Verbesserungen (siehe Kapitel Diskussion und Ausblick). Diese wurden zusammen mit dem Expertengremium auf Grundlage eines gemeinsamen Workshops, in welchem die Ergebnisse sämtlicher Kapitel diskutiert wurden, erarbeitet:

1. Evidenz generieren – Datengrundlagen schaffen

  • Epidemiologische Daten (Risikofaktoren, Gesundheitsdaten) für Kinder bis zum zehnten Altersjahr schweizweit einheitlich und in regelmässigen Abständen sammeln;
  • Forschende wo notwendig und sinnvoll weiterhin unterstützen, Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit dem europäischen Ausland zu unternehmen und insbesondere auch den bestehenden europäischen Registern beizutreten;
  • Datenlücken auch mittels einmaliger Studien füllen, wenn sie für die Steuerung der Angebote für die Gesundheitsversorgung des Kinder- und Jugendalters wichtig sind;
  • Die Wirkungsevaluation von Gesundheitsförderungs- und Präventionsprojekten und Massnahmen der Gesundheitsversorgung einfordern und unterstützen.

2. Sich an der Zukunft orientieren

  • Ein Gremium («Kinder-Zukunftsforschende») beauftragen, in regelmässigen ­Abständen Bericht zu erstatten zu neuen Trends zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der ­Kinder und Jugendlichen, zu zukünftigen Herausforderungen und zur Einschätzung der Chancen und Risiken;
  • Es ist sinnvoll, dass diese Berichte einen multisektoralen Ansatz anwenden, wodurch auch gesundheitsrelevante Handlungsempfehlungen für nicht-medizinische Politik­bereiche gegeben werden können.

3. Chancengleichheit leben – Leave no one behind

  • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Erarbeitung neuer Prozesse und Strukturen im Gesundheitsbereich mitbestimmen lassen (Partizipation);
  • Frühförderungsangebote schweizweit weiter ausbauen und vernetzen;
  • Den Zugang benachteiligter Gruppen, zum Beispiel Mütter und Kinder mit Migrationshintergrund oder mehrfach Benachteiligte, zum Gesundheitssystem fördern;
  • Sicherstellen, dass alle, auch benachteiligte Gruppen, in einer gesundheitsförderlichen Umgebung aufwachsen;
  • Beim Thema Chancengleichheit den Blick für weitere Ungleichheiten über Gender, Migration und sozioökonomische Unterschiede hinaus öffnen.

4. Auf psychische Gesundheit achten

  • Das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen genauer untersuchen;
  • Gesundheits- und Lebenskompetenzen sowie Medien- und Risikokompetenzen bereits bei Kindern, aber auch bei Eltern fördern.

5. Gesundheitsversorgung sicherstellen und System koordinieren

  • Pädiatrische und jugendmedizinische Grundversorgung sowie psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung sicherstellen;
  • Regelmässiger Austausch von Personen aus dem Gesundheitswesen, insbesondere aus dem Bereich Gesundheitsförderung und Prävention, mit anderen Politikbereichen zum Thema Kinder- und Jugendgesundheit;
  • Den multisektoriellen Ansatz, die salutogene sowie systemische Sichtweise und die Chancengleichheit im Bereich der Förderung der Gesundheit von Kindern, Jugend­lichen und jungen Erwachsenen weiterhin stärken;
  • Patientenpfade von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verfolgen, Schwach­­punkte in der Koordination erkennen und eliminieren;
  • Übergangsphasen Kinder – Jugendliche – junge Erwachsene bei der Planung und Ausführung von Gesundheitsleistungen bewusst fokussieren und die Zuständigkeiten flexibel gestalten.

6. Regulativ handeln, wo nötig

  • Die Umsetzung der offenen Punkte der Kinderrechte vorantreiben;
  • (Neue) Verhältnisse und Verhaltensweisen, durch die die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gefährdet werden könnten, aufmerksam verfolgen. Gegebenenfalls regulatorisch entgegenwirken;
  • Eine engere Zusammenarbeit des Gesundheitssektors mit der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen etablieren, um den Informationsaustausch im ausserparlamentarischen Bereich zu diesen Themen zu gewährleisten.