8.7 Stress und Erholung

Je nach Situation, Inhalt oder Kontext kann sich die Nutzung digitaler Medien unterschiedlich auf das Kontinuum Stress-Erholung auswirken. Ein positiver, aktivierender Effekt ist der Flow-Zustand, der mit dem Medienumgang einhergehen kann: die völlige Vertiefung und das Aufgehen in einer Tätigkeit (Yang, Lu, Wang & Zhao, 2014). Die richtigen Inhalte mit dem richtigen Anspruchsniveau können zu einem entspannenden Zustand führen, der mit Neugier, Vergnügen oder gar besseren Lernergebnissen verbunden ist (Hong, Tai, Hwang & Kuo, 2016). Grad auch das Spielen von Videogames wurde verschiedentlich mit Flow und Leidenschaft in Zusammenhang gebracht (Smith, Gradisar, King & Short, 2017). Umgekehrt allerdings ist Flow auch eine tragende Komponente bei der Entwicklung von exzessivem Onlineverhalten (siehe auch Abschnitt Exzessives Onlineverhalten).

     Flow-Empfinden, hedonistische, wie auch sinnstiftende (eudämonische) Medien-erfahrungen können erholsam sein und zu einem höheren Wohlbefinden beitragen – sei es durch die Betrachtung von kurzen Videoclips nach einer stressreichen Aufgabe (Rieger, Reinecke & Bente, 2017) oder durch eine Smartphone-Applikation, die bestimmte Aspekte des Alltags erleichtert (Melumad, 2018).

Digitale Medien können sowohl zu mehr Stress führen wie auch Stress reduzieren. Dauer der Nutzung und Inhalte sind dabei wichtige Faktoren.

     Auf der anderen Seite kann der Medienumgang auch mit Stress einhergehen. Verschiedene Studien verweisen auf Zusammenhänge zwischen exzessiver Mediennutzung, hohem Koplexitätsgrad, Erschöpfung und dem sogeannnten «Technostress» hin (Bucher, Fieseler & Suphan, 2013; Steelman & Soror, 2017). Auch wird Technostress durch verschiedene Aspekte der Mediennutzung beeinflusst, so zum Beispiel über die wahrgenommene Nützlichkeit (Yao & Cao, 2017), die wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit, die wahrge-nommene Nutzerzufriedenheit (Steelman & Soror, 2017). Daneben aber auch über psychosoziale Aspekte wie den wahrgenommenen sozialen Druck und der Angst, Informationen und soziale Interaktionen zu verpassen, ein Phänomen, das auch unter dem Begriff Fear of Missing Out (FOMO) bekannt ist (Reinecke et al., 2017).

     Bei jungen Erwachsenen kann sich der intensive Umgang mit Sozialen Medien auf das Arbeits- und Privatleben negativ auswirken (z. B. Facebook), wie Befunde aus der Schweiz zeigen (Bucher, 2013; Bucher et al., 2013). Unterschiedliche Aspekte von Technostress, zum Beispiel Überlastung oder die Problematik der Abgrenzung, konnten mit der Nutzung von sozialen Netzwerken in Verbindung gebracht werden (Bucher, 2013). Durch soziale Medien oder Mobiltelefone ausgelöster Stress ist für Individuen, Unternehmen und die Gesellschaft von grosser Relevanz.