3.5 Fazit

In der Schweiz gibt es zum Schutz von Young Carers und ihren Familien keine spezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen. Der internationale Vergleich macht deutlich, dass die Schweiz diesbezüglich keine Ausnahme ist (Leu & Becker, 2017a, 2017b). Grossbritannien ist das einzige europäische Land, das konkrete rechtliche Rahmenbedingungen für Young Carers kennt und zumindest teilweise auch umsetzt. In der Schweiz sowie in den meisten anderen europäischen Ländern beruht der Schutz von Young Carers auf Rechtsgrundlagen, die nicht Young-Carers-spezifisch sind, wie beispielsweise Gesundheits-, Bildungs- und Kindesschutzgesetzgebung sowie Sozialversicherungsrecht (Leu et al., 2020).

     Im Unterschied zu den meisten anderen europäischen Ländern hat die Schweiz bis heute keine Angehörigenorganisation auf Bundesebene (z. B. Carers Switzerland), die sich schweizweit und international für die Anliegen von betreuenden Angehörigen (aller Altersgruppen) einsetzt und deren Interessen vertritt. Es gibt jedoch verschiedene Interessensgemeinschaften wie beispielsweise Pro Aidants oder die Interessengemeinschaft Angehörigenbetreuung, welche betreuenden und pflegenden Angehörigen in der Schweiz ein Gesicht und eine Stimme geben. Internationale Erfahrungen zeigen, dass eine landesweit tätige Interessenvertretung eine zentrale Rolle dabei spielt, Young Carers zu identifizieren und die Öffentlichkeit für ihre Situation zu sensibilisieren (Becker & Leu, 2017a, 2017b). Hier wären Initiativen zu begrüssen, welche die Position von Young Carers in der Schweiz stärken, wie beispielsweise ein nationaler Young Carer Awareness Day oder ein Young Carers Festival analog zu Grossbritannien.