4.3 Entwicklung

Unter Entwicklungsmeilensteinen versteht man Zeitpunkte, zu welchen bestimmte Entwicklungsschritte bei Kindern das erste Mal auftreten, z. B. auf den Rücken drehen, frei sitzen und aufstehen. Solche Meilensteine wurden für Motorik, aber auch für Sprache und Kognition («Denken») formuliert. Die Abweichung von der Norm kann ein Indikator sein für eine Störung und dient somit als Hinweis, das Kind genauer untersuchen zu lassen. Die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) hat eine Checkliste für Vorsorgeuntersuchungen verfasst mit altersspezifischen Empfehlungen ab dem Alter von einer Woche bis 14 Jahre, um Gesundheits- und Verhaltensstörungen frühzeitig zu erfassen und, falls erforderlich, Behandlungen oder Unterstützungen einzuleiten (SGP, 2011). Doch bereits während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett werden wichtige Grundsteine für die spätere kindliche Gesundheit und Entwicklung gelegt. Daher ist die Dokumentation von relevanten Daten aus dieser Periode ebenso wichtig. Die Schweiz erhebt die gemäss Euro-Peristat obligaten Indikatoren (Euro-Peristat, 2013). Sie berichten unter anderem über Geburtsmodus (siehe Kapitel Chronische Krankheiten und Behinderungen), Geburtsgrösse und -gewicht und Alter der Mutter. Einige der empfohlenen Indikatoren hingegen, wie Rauchen in der Schwangerschaft oder Schwangerschaftsgewicht, werden nicht erhoben (Spaeth et al., 2018).

Pädiatrische Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig um abweichende Entwicklungen frühzeitig zu entdecken und, falls angebracht, Unterstützungen oder Therapien einzuleiten.

Bis zum Alter von sechs Jahren sind zwölf Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen, die von der Krankenkasse übernommen werden, damit von Geburt an die Entwicklung des Kindes verfolgt und Präventionsmassnahmen ergriffen werden können (siehe Kapitel Gesundheitsversorgung). Gemäss Swiss Infant Feeding Study (SWIFS) nahmen 93,3% der Mütter die pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen im ersten Lebensjahr wahr, nur 4% besuchten die Vorsorgeuntersuchungen nicht oder nur teilweise (Gross et al., 2014). Vorsorgeuntersuchungen der 3–4-Jährigen nahmen laut dem Kindergesundheitsbericht der Stadt Bern 2014 noch rund 60% der Eltern wahr (Tschumper et al., 2014). Die KiGGs-Studie aus Deutschland berichtet, dass Kinder aus Familien mit niederem sozialen Status die Vorsorgeuntersuchungen weniger häufig besuchten als Kinder aus Familien mit hohem sozialen Status (Robert Koch-Institut, 2015).

     Standardisiert erhobene Daten aus paediatrischen Vorsorgeuntersuchungen haben das Potenzial, sowohl Daten zur Generierung von Normwerten zu stellen, als auch epidemiologische Angaben zur Häufigkeit abweichender Entwicklungen bei den Kindern zur Verfügung zu stellen. In der Schweiz liegen solche Daten nicht vor – respektive nicht so, dass daraus eine schweizerische Statistik generiert werden könnte.

     In Deutschland liefert die deutsche KiGGs-Kohorte seit 2006 epidemiologische Daten zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Daten führten auch zu verschiedenen Normtabellen für Deutschland (Neuhauser et al., 2013). In Italien wurden ebenfalls Daten zur Gesundheit von Kindern zusammengetragen und im Bericht Libro bianco sulla salute dei bambini, 2011 veröffentlicht, und zwar sowohl separat für die Regionen als auch für Italien als Ganzes (Ricciardi, 2011). Im Gegensatz dazu liegen für die Schweiz solche repräsentativen und aktuellen Daten zur Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht vor. Die Daten der Zürcher Longitudinalstudien (1953–1974), die auf die körperliche Entwicklung fokussierten, sind inzwischen veraltet (KISPI; Remo Largo). Neuere Daten liefert die Swiss Preschoolers’ Health Study SPLASHY (Messerli-Burgy et al., 2016) für 2–6-jährige Kinder, und zwar zu einzelnen Entwicklungsbereichen wie Motorik, Kognition und psychosozialen Faktoren. In verschiedenen anderen Forschungsprojekten werden zwar ebenfalls Entwicklungsdaten erhoben, aber diese wissenschaftlichen Publikationen lassen nur beschränkt einen Rückschluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz zu. Sie verfolgen andere Fragestellungen, sind auf bestimmte Altersgruppen beschränkt oder die Daten sind nicht repräsentativ.

Die Entwicklung von Kindern wird in der Schweiz regelmässig untersucht, jedoch werden die Daten nicht in einer Weise erhoben, die eine schweizweite Auswertung oder einen Vergleich der Daten ermöglicht.

Motorische Entwicklung


Motorische Fähigkeiten sind zentral für die kindliche Entwicklung. In den frühen Kindesjahren entwickeln sich die motorischen Fähigkeiten kontinuierlich, was Kindern erlaubt, immer mehr von ihrer Umwelt zu erkunden und selbständiger zu werden. Dies ermöglicht soziale Partizipation (z. B. spielen mit andern Kindern und ausführen von alltäglichen Aufgaben) und wirkt sich positiv auf gesundheitsrelevante Faktoren wie Bewegung und Körpergewicht (Bar-Haim & Bart, 2006; Barnett et al., 2009) und auf das Selbstwertgefühl aus (Sylvestre et al., 2013). Um abweichende Entwicklungen erkennen zu können, ist eine frühe Erfassung von motorischen Fähigkeiten wichtig.

Motorische Fähigkeiten sind zentral für eine gesunde Entwicklung. Sie ermöglichen soziale Partizipation und wirken sich positiv auf gesundheitsrelevante Faktoren wie Bewegung und Körpergewicht aus.

In Winterthur und Zürich werden seit 2005 motorische Fähigkeiten von Kindern erfasst. Die Daten zeigen, dass die Variabilität innerhalb der Altersgruppen gross ist (Joss, 2018, 2019). In den Berichten 2019 wurde die Entwicklung über die letzten 14 Jahre analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass die Leistungen der Knaben und Mädchen weitgehend stabil geblieben sind und sich parallel entwickelt haben (Joss, 2019).

     Unterschiede innerhalb der Schweiz wurden bisher wenig erforscht. Kühnis et al. (2018) verglichen motorische Fähigkeiten von Kindergartenkindern aus der Stadt Zürich mit Kindern aus dem Kanton Uri und beobachteten im Stadt-Landvergleich, dass die Kinder aus dem eher ländlichen Uri in allen Testaufgaben besser abschnitten. Unabhängig vom Wohnort aber schnitten Kinder, die einen Purzelbaum-Kindergarten besuchten, besser ab als Kinder in normalen Kindergärten (Kühnis et al., 2018). Kindergärten mit dem Label Purzelbaum weisen eine besonders bewegungsfördernde Lernumgebung auf (siehe Kapitel Gesundheitsförderung und Prävention).

Kognitive Entwicklung


Kognitive Fähigkeiten sind ebenfalls eine wichtige Grundlage für eine gesunde Entwicklung, denn sie ermöglichen die mentale Verarbeitung von Informationen, die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Speicherung, Erinnerung und Einleitung von Handlungen beinhalten. Daher sind kognitive Fähigkeiten während der Entwicklung entscheidend für das Erlernen sowohl von Wissen und Kompetenzen als auch von Regeln und Konzepten sozialer Interaktionen. Da es sich um mentale Vorgänge handelt, können kognitive Fähigkeiten im Gegensatz zur Motorik nicht direkt gemessen werden. Sie werden durch beobachtbares Verhalten erschlossen, zum Beispiel durch die Zeit, die ein Neugeborenes damit verbringt, einen neuen Stimulus zu beobachten, oder die Anzahl der Wörter, an die sich ein Kind erinnern kann (Bjorklund, 2005).

     In der Swiss Preschoolers’ Health Study – SPLASHY wurden die kognitiven Fähigkeiten von 3–5-jährigen Kindern aus Kindertagesstätten in der West- und Deutschschweiz ­anhand von Aufgaben zu visueller Wahrnehmung (Kärtchen von unterschiedlich grossen Stiften der Grösse nach ordnen), selektiver Aufmerksamkeit (Kärtchen nach einem bestimmten Stimulus sortieren, unter Zeitruck), Arbeitsgedächtnis (geometrische Formen aus einer Auswahl an ähnlichen Formen erinnern) und bildlichem Denken (geometrische Figuren sollen mit drei- und viereckigen Klötzchen nachgelegt werden) und der Leistungszuwachs nach einem Jahr gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle T4.1 dargestellt.

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T4.1

Die Studie belegt eine grosse Variabilität innerhalb der Altersgruppen hinsichtlich der Entwicklung, was deutlich macht, wie wichtig populationsbasierte Normdaten sind, um Diagnosen zu stellen. Ebenso braucht es standardisierte Erhebungen.

     Im Schulalter haben kognitive Fähigkeiten einen wichtigen Stellenwert, da sie einen positiven Zusammenhang mit schulischen Leistungen aufweisen (Deary et al., 2007). Das Libro bianco sulla salute dei bambini, 2011, der Italienische Kindergesundheitsbericht, führt die Zahl an Kindern mit Behinderung in normalen Schulen auf (2,5% in der Grundschule, 3,3% in der Sekundarschule im Schuljahr 2008/09) und unterteilt sie nach den verschiedenen Behinderungen (Tabelle T4.2) (Istat, 2011; Ricciardi, 2011). Die kognitiven Beeinträchtigungen waren die häufigste Form von Behinderung der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung (in der Grundstufe 71,5%, in der Sekundarstufe 76,9%).

     Laut dem Libro Bianco ist diese Art der Behinderung aus schulischer Sicht auch die grösste Herausforderung. Vergleichende Daten zu Kindern mit kognitiven Beeinträchtigungen in der obligatorischen Schule liegen für die Schweiz nicht vor. Daten des Registers über frühe sonderpädagogische Massnahmen im Kanton Zürich werden entsprechende Informationen liefern können (Projektgruppe Zürcher Abklärungsverfahren zum sonderpädagogischen Bedarf im Vor- und Nachschulbereich, 2019).

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T4.2

Sprachentwicklung


Offizielle nationale Daten zu Sprachstörungen oder Logopädie-Verordnungen liegen für die Schweiz keine vor. Die im Rahmen einer Pilotstudie erhobenen Daten aus sechs Kantonen des Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverbands (DLV) zeigen, dass durchschnittlich 9,4% der 4–16-jährigen Schülerinnen und Schüler (Kindergarten, Primarschule und Oberstufe) Logopädie in Anspruch nahmen, wobei grosse kantonale Unterschiede festgestellt wurden, von 5,1% bis 20,6%. In dieser Pilotstudie mit 16 685 Kindern, die in logopädischer Behandlung waren, konnten erste Prävalenzzahlen für Störungsbilder in der Deutschschweiz berechnet werden (siehe Tabelle T4.3).

     Da die Schülerinnen und Schüler auf der Warteliste für Logopädie nicht miteingeschlossen wurden, liegen die wahren Prävalenzen womöglich höher (DLV, 2019). Für die französisch- und italienischsprachige Schweiz konnten keine publizierten Daten gefunden werden.

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T4.3

Sozio-emotionale Entwicklung


Indikatoren für die sozio-emotionale Entwicklung lassen sich bereits ab Geburt beobachten, z. B. wie schnell sich der Säugling beruhigen lässt, wie die Bindung zu primären Bezugspersonen (Mutter/Vater) ist, ob das Baby zufrieden wirkt und lächelt. In den pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen wird empfohlen, diese Indikatoren für die sozio-emotionale Entwicklung zu beobachten (SGP, 2011). Ein wichtiger Indikator, der sich im Verlauf des ersten Lebensjahres entwickelt, ist die Fähigkeit des Kleinkindes zur Selbstregulation. Diese Fähigkeit, sich selbst kontrollieren und auch mit negativen Situationen umgehen zu können, stellt bis ins Erwachsenenalter einen wichtigen Faktor für die psychische Gesundheit dar.

     Schweizerische Monitor- oder Registerdaten zur sozio-emotionalen Entwicklung liegen keine vor. So ist nicht bekannt, wie viele Kinder eine auffällige oder problematische sozio-emotionale Entwicklung aufweisen. Einzelne Aspekte wie emotionale Probleme, Probleme mit Gleichaltrigen und Verhaltensauffälligkeiten wurden im Rahmen der Swiss Preschoolers’ Health Study – SPLASHY für Kitakinder (2–6-Jährige) erhoben anhand des Strengths and Difficulties Questionnaire (siehe auch Kapitel Psychische Gesundheit). Die Häufigkeiten sind in Tabelle T4.4 dargestellt (Stülb et al., 2018).

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T4.4

     Daten für ältere Kinder und Jugendliche wurden im Forschungsprojekt z-proso (Das Zürcher Projekt zur sozialen Entwicklung von der Kindheit ins Erwachsenenalter) erhoben. Dieses hat die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen untersucht, mit einem Fokus auf aggressivem und delinquentem Verhalten, das aber auch prosoziale Verhaltensweisen beinhaltet (Eisner & Ribeaud; UZH). Z-proso fand beispielsweise, dass die Häufigkeit von aggressivem Verhalten bei 7-jährigen Knaben um ein Vielfaches höher ist als bei gleichaltrigen Mädchen. Der Unterschied nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bei 15-Jährigen ist die Häufigkeit von aggressivem Verhalten bei Knaben nur leicht höher als bei Mädchen (z-proso Team, 2015). Erneut ist der Erkenntnisgewinn aus diesen Studien zwar gross und relevant, repräsentative Daten zur sozio-emotionalen Entwicklung ergeben sie jedoch nicht.

Sensorische Entwicklung


Seh- und Hörfähigkeiten sind in der Entwicklung sowie im Schulalltag zentral. Die Testung der Seh- und Hörfähigkeiten ist Bestandteil der schulärztlichen Untersuchung (Dratva & Späth, 2017), jedoch sind national keine repräsentativen Daten vorhanden. Im Berner Jugendgesundheitsbericht 2016 wurde berichtet, dass in den drei vorhergehenden Schuljahren 25% der Mädchen und 16% der Knaben eine Brille oder Kontaktlinsen trugen. Bei 9% der Jugendlichen wurde eine ungenügende Sehschärfe festgestellt (Tschumper, 2016). Weiter wurden von 2004 bis 2015 Daten aus Bern zu ungenügender Sehschärfe ver­glichen. Diese Analyse zeigte, dass konstant mehr Mädchen als Jungen eine unge­nügende Sehschärfe hatten und/oder eine Brille/Kontaktlinsen trugen (Unterschied von 8–12%), was in diesem Alter überwiegend einer Kurzsichtigkeit entspricht (Myopie; siehe Kapitel Chronische Krankheit und Behinderungen). Für die Primarschule und die Kindergartenstufe liegen Daten zur Sehschärfe vor (Tschumper et al., 2014) (Tabelle T4.5 ).

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T4.5

     Eine Zunahme von ungenügender Sehschärfe bei Kindern, wie sie in diversen Medien und internationaler Literatur (z. B. Dolgin, 2015; SRF, 2018; Tages Anzeiger, 2018) berichtet wurde (Tschumper, 2016), zeigten die schulärztlichen Daten von 2005 und 2009 nicht.

Auch die italienischen Schülerdaten weisen Seh- und Hörbeeinträchtigungen aus (Ricciardi, 2011). Im Vergleich zu den Berner Daten weisen die italienischen Grundschülerinnen und -schüler weniger häufig Sehprobleme auf (5–6% versus 2%).

     Zur Hörfähigkeit wurde im Jugendgesundheitsbericht Bern 2016 festgestellt, dass zwischen 0–1,2% der Jugendlichen in den letzten Schuljahren mehr als 30 Dezibel (dB) Hörverluste aufzeigten. Bei 3% der Jugendlichen im Schuljahr 2015/16 wurden kleinere Hörverluste in den hohen Frequenzen (2000 Hz, 4000 Hz, 6000 Hz) festgestellt, was ein Hinweis auf Lärmschädigung sein könnte (Tschumper, 2016). Vergleichend dazu wiederum Ergebnisse des Moduls Kinder-Umwelt-Survey aus KiGGs (Deutschland). Bei den Kindern im Alter von 8 bis 14 Jahren, etwas jünger als die Berner Jugendlichen, wurde bei 2,4% der Kinder ein Hörverlust von mehr als 30 Dezibel festgestellt. Bei den hohen Frequenzen hatten 10,6% der Kinder an Hörverlusten von 20 dB und 2,1% an einem Hörverlust von 30 dB (Robert Koch-Institut, 2008) gelitten. Eine holländische Studie fand ergab bei 7,8% der 9–11-jährigen Kinder einen Hörverlust von mindestens 16 dB in einem oder beiden Ohren (le Clercq et al., 2017).

Sonderpädagogische Massnahmen


Die Anzahl von verordneten sonderpädagogischen Unterstützungen ist ein Indikator für die Anzahl der Kinder mit Entwicklungsstörungen. Im Kanton Zürich wird zurzeit ein Register über frühe sonderpädagogische Massnahmen erstellt (heilpädagogische Früherziehungsmassnahmen, Audiopädagogik, Low-Vision-Therapie und Logopädie). Vorläufige Daten zeigen, dass zwischen 2015 und 2018 über 2000 Kinder pro Jahr für solche Massnahmen im Früh- und Nachschulbereich angemeldet wurden. Das entspricht je nach Bezugsgruppe ca. 1,5–2% der Kinder im Vorschulalter. Die Mehrheit der angemeldeten Kinder waren Knaben (68%), das Alter bei Erstanmeldung lag für die heilpädagogische Früherziehung im Durchschnitt bei 34,4 Monaten, für die Logopädie bei 37 Monaten, für die anderen Therapien dazwischen (Projektgruppe Zürcher Abklärungsverfahren zum sonderpädagogischen Bedarf im Vor- und Nachschulbereich, 2019).

Grösse und Gewicht


Zu Grösse und Gewicht bestehen mehrere Datenquellen in der Schweiz. Bereits bei Geburt werden diese Masse festgehalten und sind in Statistiken des Bundesamts für Statistik veröffentlicht (Tabelle T4.6). Das Gewicht der erfassten lebend geborenen Kinder in der Schweiz kann bis 1979 zurückverfolgt werden: Jeweils 93–94% der Kinder waren bei Geburt normalgewichtig (zwischen 2500 und 4499 Gramm). Der Anteil der Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht ist seit 1979 angestiegen (BFS, 2018), was auch mit der ebenfalls gestiegenen Überlebenswahrscheinlichkeit von Frühgeburten zusammenhängt. Von den 2017 Neugeborenen waren 2,2% unter 2000 Gramm, 1% unter 1500 und 0,5% unter 1000 Gramm. Im Vergleich dazu wogen 1979 1,5% der Neugeborenen unter 2000 Gramm, 0,5% unter 1500 und 0,1% unter 1000 Gramm. Schwangerschaftsdauer (Gestationsalter) wird erst seit 2000 in der Geburtsstatistik erfasst. Seit 2007 haben sich weder das Geburtsgewicht noch das Gestationsalter massgeblich verändert, jedoch wurde eine Zunahme an Zwillings- und Mehrlingsgeburten beobachtet, die tendenziell ein geringeres Geburtsgewicht aufweisen (BFS, 2018). Anders sieht es bei älteren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus, bei denen insbesondere in den frühen 2000er Jahren zunehmende Prävalenzen von Übergewicht und Adipositas dokumentiert wurden (Kapitel Chronische Krankheiten und Behinderungen).

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T4.6