4.5 Sexuell übertragbare Infektionen

Sobald Jugendliche und junge Erwachsene sexuell aktiv sind, besteht das Risiko, dass sie sich mit sexuell übertragbaren Infektionen anstecken (Sexually Transmitted Infections STI; siehe auch Kapitel Gesundheitsverhalten). Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien und Infektion mit dem Human Immunodeficiency Virus (HIV) sind meldepflichtige Infektionen. Alle Infektionen sollten raschestmöglich erkannt und behandelt werden, um Gesundheitsfolgen für das Individuum und das Risiko der Ansteckung anderer zu verringern.

     Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien sind Infektionen, die zwar heilbar sind, aber dennoch mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit einhergehen können. Nicht heilbar hingegen, aber behandelbar, ist eine Infektion mit HIV, die unbehandelt zur Krankheit AIDS führt. Dank medikamentösen Therapiemöglichkeiten lässt sich nach einer Infektion die Menge der HI-Viren im Körper unter Kontrolle halten. Bei medizinisch bestätigtem  Behandlungserfolg ist eine HIV-Infektion nicht ansteckend (BAG, 2019e).

     In der Schweiz wird HIV weitaus am häufigsten durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Selten wird es bei intravenösem Drogenkonsum durch Austausch und Verwendung infizierter Spritzen oder Nadeln oder bei der Geburt oder beim Stillen von der infizierten Mutter auf das Kind übertragen. Für alle diese Risiken gibt es wirksame Prävention: Safer Sex, Spritzenabgabe-Programme, Testen von Schwangeren und Massnahmen zum Schutz des Kindes bei positivem Resultat (BAG, 2019f).

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G4.4

     Gemeldete HIV-Ansteckungen sind bei 20–24-jährigen Erwachsenen in den ­letzten zehn Jahren um die Hälfte zurückgegangen (Grafik G4.4). Infektionen vor dem 19. Lebens­jahr sind in der Schweiz insgesamt sehr selten. HIV- (wie auch Syphilis-)Infektionen kommen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren fast ausschliesslich bei Männern vor, die Sex mit Männern haben.

            Während die Anzahl gemeldete Chlamydien-Infektionen in den letzten vier Jahren stabil geblieben ist, sind die gemeldeten Fälle an Gonorrhoe-Diagnosen in den letzten Jahren unverändert angestiegen, auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Anzahl Neuinfektionen (Inzidenz) der Gonorrhoe betrug im Jahr 2018 bei Frauen 11 und bei Männern 61 pro 100 000 Einwohner/innen. Bei Chlamydien lag die Inzidenz von Frauen bei 163 und von Männern bei 94 pro 100 000 Einwohner/innen. 15–24-jährige Frauen waren über die letzten fünf Jahre gerechnet die am häufigsten betroffene Altersgruppe, mit einem Altersmedian (dem Alter, bei dem je 50% der Personen unter beziehungsweise über dem Wert liegen) für Chlamydien-Diagnosen von 24 Jahren, für Gonorrhoe von 26 Jahren. Der Altersmedian von Männern liegt für beide Infektionen circa 4 bis 6 Jahre höher. Der Anstieg der Zahlen wird neben einer eventuell realen Erhöhung der Inzidenz in der Bevölkerung massgeblich auf die Zunahme von Tests und besseren Testverfahren zurückgeführt (BAG, 2019f). Das Bundesamt für Gesundheit publiziert jährlich einen epidemiologischen Bericht zu den obligatorisch gemeldeten Fallzahlen.