10.4 Fazit

Die vorliegende Übersicht zur Gesundheitsversorgung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht von einem breiten Gesundheitsbegriff aus, der nicht nur kurative Behandlungen, sondern auch Angebote der Vorsorge und Prävention sowie Massnahmen zur Förderung einer gesunden Entwicklung als integrale Bestandteile einer zielgruppenspezifischen Versorgung betrachtet. Charakteristisch für den Versorgungsbedarf von Kindern und Jugendlichen ist die enge Verflechtung von Prävention, Früherkennung und Behandlung, welche eine sektorenübergreifende Vernetzung des Gesundheitswesens mit Akteuren und Angeboten des Erziehungs-, Bildungs- und Sozialsystems voraussetzen.

     Es liegen zwar Daten zur fachärztlichen Versorgungsdichte und einige Daten zur Inanspruchnahme ambulanter und stationärer medizinischer Leistungen durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene vor. Insgesamt ist die Datenlage jedoch ungenügend: Im Bereich der kurativen Versorgung fehlen Daten zu stationären Versorgungskapazitäten (pädiatrische Abteilungen in Allgemeinspitälern, psychiatrischen Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen werden statistisch nicht separat erfasst), zur psychologischen Psychotherapie (Versorgungsdichte und Inanspruchnahme) und zum Arzneimittelverbrauch. Zu den Angeboten im Bereich Prävention liegen mit Ausnahme der Impfquoten kaum Daten zu ihrer Inanspruchnahme vor; gesamtschweizerische Zahlen zu Schwangerschaftskontrollen oder pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen fehlen. Datenlücken gibt es schliesslich auch zu Angeboten, die auf kantonaler oder kommunaler Ebene geregelt und finanziert werden (etwa schulische Gesundheitsdienste, Sonderpädagogik, Mütter- und Väterberatungsstellen).

     In der Kinderheilkunde hat die Versorgungsdichte (Ärztinnen und Ärzte pro 100 000 Kinder und Jugendliche) in den letzten 10 Jahren stetig zugenommen, verlässliche Informationen zur Entwicklung der Vollzeitäquivalente in diesem Zeitraum fehlen allerdings. Aus den Versorgungsdaten allein lassen sich grundsätzlich keine Aussagen zur Über- oder Unterversorgung ableiten. Aus Einzelstudien geht hervor, dass die Sicherstellung der praxispädiatrischen Versorgung sowie die Versorgungssituation im Bereich der psychischen Gesundheit eine Herausforderung darstellt.

     Informationen zur Inanspruchnahme zeigen, dass der Bedarf an ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen in den ersten Lebensjahren vergleichsweise hoch ist (Versorgung von Neugeborenen, Notfälle, Vorsorgeuntersuchungen): Ambulante Konsultationen, Hospitalisierungen wie auch die Nutzung spitalambulanter Notfalldienste sind in der jüngsten Altersgruppe häufiger als bei älteren Kindern und Jugendlichen. Ambulante Konsultationen finden vorwiegend in der Grundversorgung statt, wobei mit zunehmendem Alter andere Fachgebiete (v. a. Psychiatrie, Gynäkologie) an Bedeutung gewinnen. Hospitalisierungen finden überwiegend in der Akutsomatik statt, in den Jahren 2012–2017 ist aber eine deutliche Zunahme der stationären psychiatrischen Behandlungen zu beobachten.

     Die Kosten für die Gesundheitsversorgung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (27% der Gesamtbevölkerung) betragen gut 12% der gesamten Gesundheitskosten der Schweiz. Die monatlichen Pro-Kopf-Kosten der Altersgruppe 0–25 sind in den letzten Jahren angestiegen und betrugen 2017 im Schnitt 362 Franken. Das ist weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Pro-Kopf-Kosten der Gesamtbevölkerung. Am vergleichsweise geringen Kostenanteil der Kinder- und Jugendgesundheit dürfte sich kaum etwas ändern, auch dann nicht, wenn den politischen Forderungen nach Tarifanpassungen bei der IV und den Krankenkassen stattgegeben werden.