4.8 Unfälle und Verletzungen

Insgesamt ist die Zahl der Unfälle von Kindern, Jugendlichen und jungen ­Erwachsenen in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zurückgegangen (Beratungsstelle für Unfallverhütung, 2018a). Unfälle stellen dennoch eine der häufigsten Todesursachen im ­Kindes- und Jugendalter dar, so versterben z. B. bis zum Alter von 14 Jahren ebenso viele Kinder aufgrund eines Unfallgeschehens wie an Krebserkrankungen (Beratungsstelle für Unfallverhütung, 2018b). Es liegen verschiedene Quellen zu Unfällen vor. Sowohl die bfu oder die Daten des Bundesamt für Strassen (ASTRA) können herangezogen werden (Tabelle T4.9). Die publizierten Daten stellen jedoch Unterschätzungen der eigentlichen Unfallhäufigkeit dar, zumindest für die Unfälle, die «nur» mit Verletzungen einhergehen, da diese nicht immer gemeldet werden (Beratungsstelle für Unfallverhütung, 2018b).

Immagine
T4.9

     Die Anzahl Unfälle nimmt mit zunehmendem Alter deutlich zu (Beratungsstelle für Unfallverhütung, 2018b). Im Strassenverkehr sind Kinder sowohl als aktive als auch als passive Verkehrsteilnehmer gefährdet. Im Jahr 2017 wurden mehr 0–14-jährige Kinder als Fussgängerinnen und Fussgänger (N = 480), als Fahrradfahrende (N = 357) oder Fahrzeuginsassinnen und -insassen (N = 335) verletzt (Beratungsstelle für Unfallverhütung, 2018b). Sobald Jugendliche ab 15 Jahren selber motorisiert am Verkehr teilnehmen, erhöhen sich die Unfallzahlen insgesamt deutlich, parallel nehmen auch die Unfälle der männlichen im Vergleich zu weiblichen Verkehrsteilnehmenden zu (Beratungsstelle für Unfallverhütung, 2018b). Für Strassenverkehrsunfälle liegt bis zum Alter 16 Jahren kein Geschlechtsunterschied vor. Die europäische Berichterstattung weist eine besonders hohe Letalität der unter 10-Jährigen aus. 50% der verkehrsbedingten Todesfälle fallen in diese Altersgruppe (European Transport Safety Council, 2019).

Es versterben jährlich ca. 100 Kinder und Jugendliche pro Million Einwohnerinnen und Einwohner durch Unfälle in der Schweiz. Die Zahl der Verletzten ist um ein Vielfaches höher und geht zum grossen Teil auf Sport-, Haus- und Freizeitunfälle zurück.

     Die Zahl der durch Haus- und Freizeitunfälle im Kindes- und Jugendalter Verletzten und Verstorbenen weist auf einen Präventionsbedarf hin (siehe Kapitel Gesundheitsförderung und Prävention). In der Altersgruppe 0–16 Jahre sind die Zahlen der Sport- und Haus- und Freizeitunfälle für die Jungen höher als für die Mädchen. Im frühen Kindesalter ereignen sich Unfälle vor allem im häuslichen Bereich. Mit zunehmender Mobilität und höherem Alter gewinnen andere Orte an Bedeutung, an denen Kinder sich aufhalten. So ertranken in der Schweiz in den Jahren 2008–2017 im Mittel 38 Kinder bis 14 Jahre und 79 Jugendliche (15–24 Jahre). Die genauen Ursachen der Haus- und Freizeitunfälle von Kindern, die mit Verletzungen einhergehen, sind nicht systematisch publiziert. ­Verletzungen, die aufgrund von Kontakten mit Giftstoffen verzeichnet sind, betreffen am häufigsten Kinder unter fünf Jahren (Tox Info Suissse, 2018, 45,4%). Erfreulicherweise sind bei den Fällen der Kinder bis 16 Jahren nur in 1,1% schwere und in 8,8% mittlere Symptome zu berichten. Die Zahl der Anfragen bei Tox Info Suisse hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, was auch mit dem Bekanntheitsgrad der Tox Info Suisse zu tun haben kann. Allgemein geht man weiterhin von einer hohen Dunkelziffer aus (Dratva & Späth, 2017). Die SWIFS+-Studie hat eine Lebenszeitprävalenz an Unfällen von 10% in einer Kinderpopulation von 0 bis 2 Jahren ermittelt, wobei circa die Hälfte Bagatellunfälle waren, die andere Hälfte mit ernsteren Verletzungen einhergingen (Dratva, Späeth & Zemp, 2015).

     Im Vergleich zu europäischen Ländern liegt die generelle Unfallhäufigkeit in der Schweiz im ersten Drittel, bei tödlich verlaufenden Verkehrsunfällen im mittleren Drittel (European Transport Safety Council, 2019).