6.4 Herzkreislauferkrankungen

Primärer Bluthochdruck (Hypertonie)


Die primäre Hypertonie ist im Erwachsenenalter eine sehr häufige Erkrankung, kommt aber bereits im Kindes- und Jugendalter vor. Schulärztliches Blutdruck-Screening wird in der Schweiz nur vereinzelt durchgeführt. Wenngleich also keine gesamtschweizerischen Daten zu erhöhtem Blutdruck im Kindes- und Jugendalter vorliegen, können ungefähre Aussagen zur Prävalenz gemacht werden, indem einzelne Quellen herangezogen werden. So liegen Daten zur Prävalenz von Bluthochdruck für 11–13-Jährige für den Kanton Waadt vor: 2,3% bei Jungen und 2,0% bei Mädchen (Chiolero et al., 2007). Schulärztliche Daten aus dem Kanton Zürich weisen auf eine stabile Prävalenz hin (Adebusoye et al., 2017). Die Messmethode erlaubt allerdings nur eine Verdachtsdiagnose, und die Prävalenz wird wahrscheinlich überschätzt. Europäische Schulstudien belegen einerseits die Machbarkeit der Messung im Schulkontext und andererseits eine hohe Variabilität der Prävalenz in Europa: 0,9% in Griechenland (6–18-Jährige, [Nika et al., 2019]), 4,9% in Polen (7–19 Jahre, [Ostrowska-Nawarycz & Nawarycz, 2007]) und 2,5% in Ungarn (Katona et al., 2011). Die Daten der SGB zeigen für 15–24-Jährige stabile Prävalenzwerte (Grafik G6.2).

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G6.2

Angeborene Herzfehler (kongenitale Herzfehler)


Angeborene Herzfehler gehen mit einer hohen Krankheitslast einher und tragen wesentlich zur perinatalen Mortalität, das heisst zum Tod innerhalb einer Woche nach Geburt, bei (Tabelle T6.3). Das Europäische Register für angeborene Fehlbildungen (EUROCAT, http://www.eurocat-network.eu) hat für den Zeitraum 2008–2012 eine perinatale Mortalitätsrate von 0,93 pro 1000 Geburten auf kongenitale Fehlbildungen zurückgeführt. Kongenitale Herzfehler sind die häufigsten kongenitalen Fehlbildungen; sie beruhen sowohl auf genetischen Ursachen (ca. 30%) als auch auf mütterlichen Virusinfektionen, chronischen Erkrankungen sowie der Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft (Sologashvili et al., 2017).

     In der Schweiz liegt die Inzidenz angeborener Herzfehler derzeit bei circa 8 Fällen pro 1000 Lebendgeburten (Sologashvili et al., 2017) und ist vergleichbar mit europäischen Daten (EUROCAT, 2019). Ein Viertel der Fälle wird bereits pränatal diagnostiziert (Arlettaz & Bauersfeld, 2005). Die Hälfte bedarf einer Operation (Sologashvili et al., 2017). Ein Register angeborener Herzerkrankungen ist im Aufbau (https://www.kinderherzforschung.ch/projekte).

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T6.3